Gemeinschaftliche Integrationsleistung

20. August 2020

Beitragsdatum

Anke Leuschke

Autor

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20. August 2020

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Anke Leuschke

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Paravan - Gabelstapler - Gruppenbild
Paravan - Gabelstapler - Gruppenbild

Andreas Hindelang kann Dank angepasstem Gabelstapler wieder seiner Arbeit nachgehen

PFRONSTETTEN-AICHELAU. Als Andreas Hindelang in der Produktionshalle in Aichelau das erste Mal auf seinem neuen Gabelstapler Platz nahm, war ihm die Freude und Erleichterung deutlich anzusehen. Am liebsten wäre er geradewegs ins PARAVAN-Lager gefahren und hätte dort gleich losgelegt. Seit über zwei Jahren konnte er seinen Beruf nicht mehr ausüben. Probleme in der linken Schulter machten ein Manövrieren über das serienmäßige Lenkrad seines Gabelstaplers unmöglich. Dank Space Drive von PARAVAN kann der 52-jährige jetzt wieder seiner Arbeit nachgehen. Den Stapler lenkt er nun via Steer by-Wire mit einem Joystick, der an der Tür angebracht ist.

Andreas Hindelang im Gabelstapler
Endlich wieder auf dem Gabelstapler, erste Probearbeiten auf dem PARAVAN-Betriebsgelände, Foto: Paravan

„Sie wissen nicht wie oft er bei mir angerufen hat und fragte, wann der neue Stapler kommt“, berichtet Werksleiter Roland Stindl von der Kunert Peiting GmbH &Co. KG, einem Papierverarbeitungswerk in Peiting. Für Andreas Hindelang wäre es keine Alternative gewesen, irgendwo einem Bürojob nachzugehen. Seit einem einen Arbeitsunfall vor 15 Jahren war die Beweglichkeit seines rechten Armes stark eingeschränkt Lenken konnte er noch mit dem linken Arm. Mit seinem rechten Arm bediente er mit Hilfe einer Armlehne die Joysticks für den Stapler. „Dann habe ich Folie auf die Lehne gelegt, dass der Arm besser gleitet“. Fünf Jahre später konstruierte die Lindevertretung Suffel, spezialisiert auf Entwicklung und Konstruktion eine individuell angepasste Schiebekonsole. Das ging dann weitere sechs Jahre gut.

„Du musst den ganzen Tag lenken. Die Produktion gibt das Arbeitstempo vor“, berichtet Andreas Hindelang. Als Folge des Unfalls war nun die linke Schulter überlastet und ständig entzündet. Lenken mit der ursprünglichen Lenkung ging nicht mehr. Auch ein Versetzen brachte nur kurzfristig Abhilfe. Ende 2017 fing Andreas Hindelang an zu tüfteln, wollte den Stapler mit einer eigenen Konstruktion steuern, die aber nicht zum Einsatz kam.

„Aus einem Fahrer kann man keinen Büromenschen machen“, sagt Stindl, der Andreas Hindelang in der Qualitätssicherung eingesetzt hatte. „Hülsenmessung ging von der Motorik her nicht“, berichtet er, blieb nur noch die Verwaltungsarbeit. „Das bin nicht ich“, ergänzt Hindelang. Sein Arbeitgeber erkannte sein Potential und suchte nach Lösungen. Ein langer Weg, der letztendlich zum Erfolg führte. Nach ersten Kontakten zu Gabelstapler-Hersteller Suffel und zur Berufsgenossenschaft gingen die Verantwortlichen auf den Umrüster PARAVAN zu. Die schwäbische Tüftlermanufaktur fertigt individuelle und technisch hochkomplexe Sonderbauten nach den Bedürfnissen der bewegungseingeschränkten Kunden an. Sowohl für den privaten Gebrauch als auch für Firmen, vom Traktor bis hin zum Caterpillar-Radlader.

SpaceDrive im Gabelstapler
Fast wie im Flugzeug, zukünftig kann Andreas Hindelang seinen Gabelstapler per Joystick lenken. Foto PARAVAN

Mit einem baugleichen Modell wurde die Machbarkeit geprüft und der Umbau konzipiert. Dann konnten die Angebote für den Stapler sowie für die Anpassungen von Suffel und PARAVAN erstellt werden. Ende 2019 war es dann soweit, der ersehnte Stapler wurde im Mobilitätspark angeliefert und umgebaut.

Ausgerüstet ist der neue Linde H30 Evo mit dem Steer-by-Wire-System Space Drive. Mit Hilfe des elektronischen und redundanten Lenksystems kann Andreas Hindelang sein Arbeitsgerät zukünftig sicher per Joystick lenken. Nur ein minimaler Kraftaufwand ist nötig, um das Fahrzeug quasi mit den Fingern präzise zu steuern. „Ein Lenkwinkelsensor an der Hinterachse verhindert das Übersteuern der Räder“, informiert PARAVAN-Techniker Marco Neuburger bei der Übergabe, der gemeinsam mit Norbert Hein die Anpassung umgesetzt hat.

„Das Vorhaben Herrn Hindelang wieder zu seinen alten Job zu verhelfen, ist gelungen“, freut sich der Arbeitgeber. „Wenn ich einen guten Mitarbeiter habe, möchte ich ihn auch halten.“ Zwar sei der Aufwand für einen einzelnen Arbeitsplatz enorm, doch letztendlich gehe die Rechnung auf, ebenso wie das Ziel Andreas Hindelang wieder sinnvoll in den Arbeitsmarkt zu integrieren, erklärt Reha- Managerin Barbara Held von der Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse in Nürnberg. „Die Zusammenarbeit war mit allen sehr positiv. Jeder hat sich sehr engagiert, vor allem wenn es darum ging die optimale Lösung zu finden“, lobte PARAVAN Mobilitätsberater Joachim Glück.

Im Januar konnte Hindelang das erste Mal auf seinem neuen Arbeitsgerät Platz nehmen. Letzte Anpassungsarbeiten brachten den optimalen Arbeitskomfort. Kaum wieder auf dem Gabelstapler gesessen, wollte er den Kollegen bei PARAVAN gleich helfen. Damit kann der passionierte Staplerfahrer wieder an seinen ursprünglichen Arbeitsplatz zurückkehren. „Bis zur Rente sollte der neue Gabelstapler jetzt halten“, sagt Michael Willenbücher, Leiter des Sonderbaus und Konstruktion und verantwortlich für die Anpassungen bei Suffel. „Ich brauche einen Tag Arbeit und ich habe es wieder“, sagt Andreas Hindelang. Nach zwei Wochen Wiedereingliederung arbeitet er nun wieder Vollzeit. „Wie als wäre nichts gewesen“, berichtet Werksleiter Roland Stindl. Er kommt mit dem neuen Lenksystem hervorragend zurecht. „Jetzt kann ich wieder ohne Schmerzen meine Tätigkeit als Staplerfahrer ausführen“, bestätigt er.

Paravan - Gabelstapler - Gruppenbild
Das Andreas Hindelang an seinen angestammten Arbeitsplatz zurück kehren kann ist eine gemeinschaftliche Leistung von Arbeitgeber, Staplerhersteller und Berufsgenossenschaft. v.l. Andreas Hindelang, Roland Stindl von Kunert Peiting, Barbara Held von der Berufsgenossenschaft, PARAVAN Mobilitätsberater Joachim Glück, Michael Willenbücher und Marius Troll von Suffel, Foto PARAVAN

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