Ob zur Schule, zur Arbeit oder zum Arzt – täglich werden Rollstuhlfahrer von Fahrdiensten befördert. Bei der gewerblichen Beförderung von Menschen im Rollstuhl bestehen besondere Vorschriften an die genutzten Fahrzeuge sowie deren Ausstattung zur Sicherung. Diese Anforderungen werden in der DIN 75078 festgeschrieben. Der erste Teil der Norm beinhaltet die Vorschriften an die Fahrzeuge; im zweiten Teil werden die Anforderungen der Personen- und Rollstuhlrückhaltesysteme genannt. Zu den Rückhaltesystemen für Rollstühle zählt auch der Kraftknoten beziehungsweise der Kraftknotenadapter.
Hinweis: Für Privatfahrzeuge gelten die Vorschriften der DIN 75078 nicht. Jedoch sollten Kraftknotenadapter auch im privaten Gebrauch genutzt werden.
Was ist der Kraftknoten?
Laut der DIN-Vorschrift handelt es sich bei dem Kraftknoten um einen Punkt, in dem idealerweise die Rückhaltekräfte des Personenrückhaltesystems in das Rollstuhlrückhaltesystem eingeleitet werden. Durch den Kraftknoten wird der Kraftfluss im Rollstuhl optimiert und der Rollstuhl möglichst gering belastet. Dieser Punkt befindet sich im Bereich der Hinterachse und ist bei jedem Rollstuhl unterschiedlich. Daher ist es schwierig, diesen Punkt bei der Sicherung, ohne einen Kraftknotenadapter optimal zu bestimmen.
Kraftknotenadapter von AMF-Bruns
Um die Sicherung von Rollstühlen einfacher und sicherer zu machen, hat AMF-Bruns als erstes Unternehmen dazu ein passendes Produkt entwickelt: das Kraftknotenadaptersystem „Prosafe“. Dabei handelt es sich um vier Kraftknotenadapter, von denen jeweils zwei vorne und zwei hinten am Rahmen des Rollstuhls montiert werden. Außerdem gehört ein längenverstellbarer Beckengurt zur Ausstattung, der an den hinteren Adaptern befestigt ist. Für die Befestigung des Schulterschräggurtes ist der Beckengurt mit einer Schlosszunge ausgestattet. Der Schulterschräggurt gehört zur Ausstattung eines Kraftfahrzeugs zur Beförderung mobilitätseingeschränkter Personen (KMP) und ist in diesem vorhanden.
Für welche Rollstühle passt der Kraftknotenadapter?
Kraftknotenadapter gibt es nur für Rollstühle, die für eine Nutzung als Fahrzeugsitz nach der internationalen Norm ISO 7176/19 freigegeben sind. Diese Prüfung obliegt dem Rollstuhlhersteller und ist Voraussetzung für die Herstellung/Anpassung eines Kraftknotenadaptersystems für das jeweilige Rollstuhlmodell. Da sich der Kraftknotenpunkt bei jedem Rollstuhl an einer anderen Stelle befindet, muss jedes Rollstuhlmodell individuell geprüft und anhand von Zugversuchen getestet werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Kraftknotenadapter für ein Höchstmaß an Sicherheit sorgen.
Vorteile & Sicherheitsaspekte des Kraftknotenadapters
Der Kraftknotenadapter bietet eine einfache Handhabung bei der Sicherung von Person und Rollstuhl. Vor allem für die tägliche Anwendung dient er als schnelle und verwechslungsfreie Befestigungsmöglichkeit der Rückhaltesysteme am Rollstuhl. Da der Beckengurt bei dem System integriert ist, kann dieser bereits vor Fahrtantritt durch Personal des Fahrdienstes oder des Rollstuhlnutzers angelegt werden. Eine fehlerhafte Anwendung wird ausgeschlossen, da der Beckengurt durch die vorgegebene Position optimal geführt wird und das Durchrutschen des Rollstuhlnutzers unter dem Beckengurt, der sogenannte Submariningeffekt, verhindert wird. Die Befestigung der Rollstuhlhalterungen erfolgt an den Schwerlastösen der Kraftknotenadapter. Auch hierbei ist eine Fehlbedienung beziehungsweise Verwechslung ausgeschlossen.
Status Quo: Rechtlicher Aspekt
Bisher besteht zwar noch keine Rechtspflicht, dass an jedem Rollstuhl, der von einem Fahrdienst befördert wird, ein Kraftknotenadaptersystem vorhanden sein muss. Jedoch handelt es sich bei DIN-Vorschriften um technische Regeln mit Empfehlungscharakter, die im Streitfall als Entscheidungshilfe herangezogen werden. Die Einhaltung des festgelegten Standards ist gleichbedeutend mit der Einhaltung der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt. Da Fahrdienste eine erforderliche Sorgfalt beachten müssen, weisen viele auf die Nutzung von Kraftknotenadaptern hin. Fahrdienste haften auch im Falle eines Unfalls für den Schaden, der auf Nichtbeachtung der DIN 75078 zurückzuführen ist. Außerdem kann dem Fahrgast ein Mitverschulden zur Last gelegt werden, da er sich sorgfaltswidrig verhalten hat, sofern er darüber Bescheid wusste, dass sein Rollstuhl nicht über das erforderliche Kraftknotenadaptersystem verfügt.
Wenn Sie Fragen zur Beförderung von Rollstuhlfahrern haben, können Sie sich gerne an ein Mitglied des VFMP wenden. Dort werden Sie kompetent, unverbindlich und kostenlos beraten oder an einen Spezialisten aus unserem Verband vermittelt. Eine Liste unserer Mitgliedsbetriebe finden Sie hier.