Für viele Menschen ist ein Auto nicht nur ein Fortbewegungsmittel, sondern Hobby und Traum zugleich. Die Bandbreite an Liebhaberfahrzeugen ist groß und reicht vom Oldtimer über Sportwagen bis hin zum PS-starken Elektrofahrzeug. Dennoch nehmen viele Menschen an, dass ein behindertengerecht umgebautes Fahrzeug immer quadratisch und praktisch sein muss. Das ist aber in der Tat nicht so.
Auch außergewöhnliche Fahrzeuge können selbstverständlich behindertengerecht umgebaut werden. Dabei gilt es, die individuellen Besonderheiten genauestens zu berücksichtigen sowie die Wünsche und Ansprüche der Besitzer bis ins Detail zu bedenken. Beispielsweise sollten Handgeräte für Gas und Bremse im nostalgischen Look des Oldtimers gefertigt sein. Sitze und Bedienelemente verschmelzen im Idealfall mit dem Interieur, sodass sich die Umbauten perfekt in die Fahrzeugumgebung einfügen. Funktionalität und Optik haben immer einen hohen Stellenwert, doch in solchen Fällen sind die Ansprüche der Besitzer sehr hoch.
Zu beachten ist natürlich, dass unter Umständen bei Oldtimern moderne serienmäßige Fahrhilfen, wie eine Servolenkung, nicht vorhanden sind. Die individuellen körperlichen Einschränkungen dürfen auch bei Liebhaberfahrzeugen nicht außer Acht gelassen werden, denn ist man zum Beispiel auf eine „leichte Lenkung“ angewiesen, kommt man mit den höheren Lenkwiderständen der alten Fahrzeuge wahrscheinlich nicht zurecht.
Moderne Umbauten können Oldtimerstatus gefährden
Der traumhafte Volkswagen Karmann Ghia aus dem Jahr 1970 wurde mit einem mechanischen Handgerät für Gas und Bremse ausgestattet, bei dem die Kraft von der Hand über ein Stangensystem auf die Pedale gebracht wird. Dreht man am Griff, beschleunigt man den Karmann. Drückt man nach vorne, wird die Bremse betätigt. Mit Hilfe eines Lenkrad-Drehknaufs hat man das Lenkrad mit der linken Hand im Griff.
Ist die Integration gut gelungen, fällt auf den ersten Blick gar nicht auf, dass die Fahrhilfen nicht zur originalen Ausstattung gehören, sondern rund 50 Jahre nach der eigentlichen Fahrzeugherstellung eingebaut wurden. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass man den Status „Historisch“ verlieren kann und somit das H-Kennzeichen nicht mehr zulässig ist, wenn man modernste Fahrhilfen einbaut.
Generell gilt für Oldtimer unter anderem:
- Das Fahrzeug muss mindestens 30 Jahre alt sein
- Alle Kfz-Hauptgruppen müssen dem Originalzustand entsprechen
- Eventuelle Änderungen und Umbauten müssen zeittypisch sein
Umbauten sind oftmals rückstandslos rückbaubar
Beim Thema Kostenübernahmen durch Leistungsträger wird man zumindest bei Oldtimern kein Glück haben. In der Regel werden Neufahrzeuge oder neuwertige Fahrzeuge bezuschusst und da fallen Oldtimer logischerweise nicht drunter. Wer sein Liebhaber-Fahrzeug vielleicht später mal wieder veräußern möchte, sollte unbedingt vor dem Umbau mit der Umbauwerkstatt klären, ob alle Komponenten wieder problemlos entfernt werden können. In der Regel ist dies möglich, aber bei der Vielzahl der Möglichkeiten ist diese Frage sicherlich angebracht.
Wer von mehr Sportlichkeit träumt, der wird beim Mercedes-Benz C450 AMG fündig. Die Camouflage-Optik und der knallrote Überrollkäfig lassen auf den ersten Blick erkennen, dass hier richtiges Rennfeeling aufkommen soll. Für die linke Hand befindet sich ein Multifunktions-Lenkrad-Drehknauf am Lenkrad, mit dem nicht nur gelenkt, sondern per Tastendruck viele Sekundärfunktionen wie Licht, Hupe oder Blinker betätigt werden.
Mit der rechten Hand steuert die Fahrerin oder der Fahrer dank des mechanischen Handgerätes Gas und Bremse. Zieht man das Handgerät zu sich heran, beschleunigt man das Fahrzeug, drückt man es nach vorne, betätigt man die Bremse. Wer mit einem mechanischen Handgerät fährt, muss allerdings die vorgeschriebenen 50kg Druckkraft aufbringen, um im Falle eines Falles eine Gefahrenbremsung durchführen zu können. Eine Messung der Druckkraft inklusive Reaktionstest und Bewegungsanalyse sollte immer im Vorfeld vor einem Umbau gemacht werden, denn nur so kann man sicher sein, dass man zu jeder Zeit volle Kontrolle über das Fahrzeug hat und nicht ohne Versicherungsschutz fährt.
1.020 PS sicher mit einer Hand beherrschen
Wichtig ist, dass die im Führerschein eingetragenen Fahrhilfen auch auf das Liebhaberfahrzeug zutreffen. Hier sind die Schlüsselzahlen wichtig, die darüber Aufschluss geben und definieren, welche Auflagen gelten. Nur so ist der volle Versicherungsschutz gewährleistet. Wer also auf digitale Fahrhilfen angewiesen ist, der darf nicht einfach mit mechanischen Fahrhilfen in seinem Traumauto unterwegs sein.
Beim Stichwort digital, ist man nicht allzu weit von Elektrofahrzeugen entfernt. Das umgebaute Model X von Tesla mit satten 1.020 PS Leistung hat es in sich. In diesem Fall liegt die Leistung am digitalen Gas-Bremser-Schieber an, der zum sogenannten Space Drive System gehört. Das Besondere ist, dass so gut wie keine eigene Kraft benötigt wird, um Gas zu geben oder zu bremsen, das übernehmen die Servomotoren der Fahrhilfen für die Fahrerin beziehungsweise den Fahrer.
Ein vollautomatisches Rollstuhlverladesystem, eine klappbare Transferhilfe, ein angepasster Fahrersitz, eine Lenkhilfe und die Möglichkeit Sekundärfunktionen wie Blinker, Hupe, Licht etc. über einen Taster zu steuern, machen den Tesla-Umbau bemerkenswert und für Menschen mit körperlichen Einschränkungen sogar alltagstauglich. Es muss also nicht immer 08/15 sein. Auch ausgefallene Wünsche lassen sich realisieren und können mit dem richtigen Umbaupartner an Ihrer Seite wahr werden. Fragen Sie also ruhig bei einem VFMP-Mitglied in Ihrer Nähe nach, wenn Sie den Umbau eines ungewöhnlichen Fahrzeugs planen.