Die Mitglieder des VFMP rüsten sich für das Zeitalter der elektrischen Automobilität
Autoumrüster unter Strom
Die Zukunft des Autos ist elektrisch. Diese Entwicklung kann man auf den Straßen erst erahnen, man erkennt sie aber deutlich daran, dass die Autohersteller weltweit Milliarden in diese Technik investieren. Für die Umrüster von Fahrzeugen für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen ist dieser Wandel eine Herausforderung. Sie müssen sowohl die technischen und rechtlichen Grundlagen schaffen als auch teilweise eine neue Infrastruktur aufbauen. Die Mitglieder im Verband der Fahrzeugumrüster für mobilitätseingeschränkte Personen in Deutschland e.V. (VFMP) sind sich dieser Aufgabe bewusst, einige Betriebe sind ihrer Zeit bereits voraus.
Von außen betrachtet unterscheidet sich ein elektrisch betriebenes Auto kaum von einem mit Verbrennungsmotor. Doch der Schein trügt, denn unter der Karosserie verbirgt sich eine ganz andere Technik. „Für den behindertengerechten Umbau von Elektroautos brauchen wir manchmal komplett neue Lösungen“, berichtet Frank Rösner, der 1. Vorsitzende des VFMP. Grundsätzlich sind E-Autos technisch zwar weit weniger komplex als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, dafür ergeben sich aber andere Herausforderungen, zum Beispiel wenn die im Unterboden eingebauten Batterien die Montage eines Unterflurlifts verhindern. „Alle Betriebe im VFMP sind zwar eigenständig, wir suchen aber gemeinsam nach Lösungen, um unseren Kunden mehr Mobilität und Lebensqualität zu ermöglichen“, betont Andreas Zawatzky, 2. Vorsitzender des Vereins.
Die zunehmende Umstellung auf Elektroautos stellt deshalb keine Einschränkung für Menschen mit Behinderung und Senioren dar. Für die allermeisten Krankheits- und Behinderungsarten wird es wie bisher auch in Elektroautos technische Lösungen geben. Vom Kleinwagen bis zum Bus werden Menschen mit besonderen Anforderungen an Ihre Mobilität auch zukünftig mit der neuen Antriebstechnik aktiv oder passiv Auto fahren können. Sonderwünsche beim Umbau außergewöhnlicher Fahrzeuge können ebenso weiterhin umgesetzt werden. „Die Herausforderung ist eher, dass wir in den nächsten Jahren zweigleisig fahren und viel über immer neue Automodelle lernen müssen“, berichtet Frank Rösner.
Immer mehr Ladestationen für Kunden mit Elektroautos
Einige Mitglieder des VFMP beschäftigen sich bereits seit geraumer Zeit mit E-Autos. Felitec beispielsweise hat schon seit 2016 einen Renault Zoe in seiner Flotte, um damit Erfahrungen zu sammeln und mit ihm einige Möglichkeiten für behindertengerechte Umbauten auszuprobieren. Auch Paravan, das Mobilcenter Zawatzky und andere haben bereits zahlreiche Umbauten an Elektrofahrzeugen durchgeführt. KADOMO aus Hilden hat zehn VW e-Golf bestellt, die im Dezember geliefert und die hauseigene Flotte von behindertengerechten Mietfahrzeugen ergänzen werden. Zu diesem Schritt hat die Mobilitätsmanufaktur sich entschlossen, weil sie gute Erfahrungen mit dem Umbau und Betrieb von Elektroautos gemacht hat.
Ein Schwachpunkt der neuen Antriebsart war bisher die sehr grobmaschige Infrastruktur an Lademöglichkeiten. Auch in diesem Punkt tragen die Mitglieder des VFMP zu einer Verbesserung der Situation bei und gehen innovative Wege. Felitec hat schon mit der Anschaffung des Renault Zoe eine entsprechende Ladestation eingerichtet, AMF Bruns wird ab dem Frühjahr 2021 an seinem neuen Betriebsgebäude entsprechende Lademöglichkeiten anbieten. KADOMO hat in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Hilden eine Fotovoltaik-Anlage auf seiner Firmenzentrale installieren lassen, sodass nicht nur die eigenen E-Autos, sondern auch die der Kunden umweltfreundlich geladen werden können. Der Wandel in die elektrische Automobilität kann also auch für Menschen mit Behinderung und Senioren kommen.